Die Neuformierung der Fachgruppe erfolgte im August 1963 durch den ehemaligen Lehrer an der POS „Karl Liebknecht“ in der Pestalozzistraße, Herbert Ehrecke, der einige seiner früheren, interessierten Astronomieschüler für seine Bestrebungen gewinnen konnte. Besondere Nennung erfährt Heinz-Otto Cermak, der sich als „wertvoller Mitarbeiter“ herausstellte und sich in der Organisation von Veranstaltungen hervortat. Auch der Bundesfreund Bosse gehörte zu den Mitgliedern, welcher in früherer Zeit mit dem ehemaligen Leiter Eschenhagen zusammenarbeitete.
Um die astronomischen Tätigkeiten wieder aufleben zu lassen, baute Ehrecke engen Kontakt zu Lothar Schulz auf, der den Astronomieunterricht in Schönebeck koordinierte und zustimmte, das Schulfernrohr, das er für erzieherische und demonstrative Zwecke in seiner Wohngegend benutzte, auf dem halbrunden Balkon der Allgemeinen Berufsschule behelfsmäßig aufzustellen. Dies geschah 1964. Von diesem neuen Standort aus gelangen, zusammen mit aktiven und weniger aktiven Mitgliedern, einige interessante Beobachtungen. Genannt wird z.B. ein Merkurtransit „vor der Sonnenscheibe in der Abenddämmerung“ im November 1964.
Neben eigenen Beobachtungen wurden Pläne aufgestellt, Großveranstaltungen für die Öffentlichkeit durchzuführen, um weitere Interessierte für die Arbeit der Fachgruppe zu gewinnen und deren Weiterexistenz zu sichern. Am 15.05.1966 fand auf dem Hof- und Gartengelände des „Haus der Pioniere“ in der Bahnhofstraße erstmalig eine Veranstaltung und Hobbyschau unter dem Motto „Interessierte fragen – Natur- u. Heimatfreunde antworten“ statt, die gut angenommen und als großer Erfolg, „präzis und allgemeinverständlich“, bezeichnet wurde. Die Gäste wünschten der Fachgruppe sogar „viel Glück“ für die am 20.05. bevorstehende Sonnenfinsternis. Durch Norbert Harz aus der Magdeburger Fachgruppe wurde dabei auch eine Beobachtung des US-amerikanischen Ballonsatelliten „Echo 1“ durchgeführt. Es handelte sich dabei um den ersten Nachrichtensatelliten, der 1960 erstmalig in Cape Canaveral gestartet wurde und war unterhalb einer Höhe von 5 km sogar gut freiäugig sichtbar. Im Nachhinein war Charlotte Eschenhagen, aus der Kultur-Abteilung des Rats des Kreises Schönebeck, „sehr erstaunt“, dass die Astronomie-Fachgruppe in den letzten Jahren solche positiven Fortschritte vollzogen hat.
Unter demselben Motto wie im Pionierhaus führte man im Rahmen der „Calbenser Festtage“ zum 17. Jahrestag der DDR am 07.10.1966 eine zweite Veranstaltung durch, die man auf dem Heger-Gelände und dem Hof der Schillerschule austrug. Auch hier waren die Meinungen durchweg positiv und eine Vertreterin des Kulturbundes richtete „vielen Dank – herzlichen Dank“ an die Fachgruppe, die ein weiteres Mal Einblick in ihre mühevolle Arbeit gewährten und sich um die Besucher kümmerten. Lutz Schwarz von der Calbischen Wilhelm-Pieck-Oberschule äußerte seine Freude auf seine ganz eigene Art: „Ich kam als Kosmonaut zum Astronomiestand in Calbe/Saale. Mir gefiel es hier sehr gut.“
Es herrschte eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Kreissekretariat des Kulturbundes und dem Rat des Kreises, sodass dessen damaliger Vorsitzende, Herr Langer, den Anstoß gab, die Bürgel-Schule mit einer Sternwarte zu versehen, wie es im Land mittlerweile oft geschah. Die Einrichtung erfuhr zwischen 1964 und 1966 einen Um- bzw. Neubau, infolge dessen im 3. Stockwerk ein Sternwartenraum eingerichtet wurde. Versehen wurde er mit einem Schiebedach. Der Fachgruppe wurde es durch das gute Verhältnis zur Schulleitung und Oberlehrer Schulz ermöglicht, die neuen Räumlichkeiten für ihre Zwecke und Beobachtungsabende zu nutzen.
Am 15.03.1972 wurde ein Abend zu Ehren von Johannes Kepler ausgerichtet, der im Klub „Alexander von Humboldt“ stattfand – eine ehemalige Einrichtung in der heutigen Friedrichstraße. Ähnliche Veranstaltungen wurden im Vorjahr ebenfalls in Magdeburg und Berlin durchgeführt. In einer ausgelegten Liste gab man interessierten Jugendlichen die Möglichkeit, sich für die Mitarbeit in der astronomischen Fachgruppe einzutragen. Über 30 Namen fanden sich zusammen, sodass der Kepler-Abend als „Geburtsstunde der Jugend-Fachgruppe“ angesehen wurde. Es waren demzufolge überwiegend Jugendliche, u.a. der bereits erwähnte H.-Otto Cermak, aber auch ein Herr J. Weishaupt trug sich ein – Jahrgang 1900! Am 25.04.1972 erfolgte die offizielle Gründung dieser Fachgruppen-Abteilung, die in der Folgezeit hohen Andrang fand und die Beobachtungsabende gerne nutzte. U.a. regten fotografische Sternfeldaufnahmen vom Mitglied Detlef Blau zur fortwährenden Mitarbeit an. Am 05.11.1972 wurde ein Arbeits-Einsatztag durchgeführt, bei dem es möglich war, eine kostengünstige Erweiterung der Sternwarte umzusetzen. Für ein künftiges stationäres Spiegelteleskop mauerte man den Sockel auf Arbeitshöhe.
Von Herbst 1973 bis Frühjahr 1974 erfreute man sich über einen weiteren regen Andrang neuer Fachgruppenmitglieder – neun männliche Neuzugänge hatten sich angemeldet. Im September '73 handelte es sich sogar um eine komplette, siebenköpfige Gruppe entlassener 10.-Klässler, die großes Interesse zeigten. Herr Ehrecke organisierte Beobachtungsabende unter verschiedenen Gesichtspunkten, an denen die Jugendlichen gern und zahlreich teilnahmen. So standen am 09.10.1973 die Körper des Sonnensystems und Kometen im Mittelpunkt, und am 02.04.1974 lautete das Thema „Aufsuchen von Objekten nach Koordinaten“, wobei den Teilnehmern ein eigenständiges Arbeiten möglich war. Künstliche Satelliten wurden ebenso anvisiert, wie Doppelsterne, Kugelsternhaufen
Vortragsabende und Diskussionsrunden wurden ebenfalls gern in Anspruch genommen. Am 16.10.1973 wurden die theoretischen Begriffe „Sternzeit und Kulmination“ beleuchtet, woraufhin viele Sonderfragen an den Referenten eingingen. Interesse seitens der Jugendlichen war reichlich vorhanden und der Leiter Ehrecke hatte seine Freude an der Mitarbeit dieser jungen Leute. Er war ebenfalls darum bemüht, die Mitglieder zu einem besseren Umgang mit den Instrumenten zu verhelfen – „praktische Gerätekunde“ auf der Sternwarte.
Neun Teilnehmer aus Schönebeck fuhren am 20. und 21.10. zur BFA-Tagung nach Magdeburg, die einen Besuch im Planetarium Wernigerode beinhaltete. Diese recht schlichte Einrichtung, die sich unterhalb des prächtigen Schlosses befindet, wurde 1972 eingeweiht und damit vergleichsweise jung. Heute kennt man sie unter der Bezeichnung „Harzplanetarium“. Auch bei dieser Tagung zeigte sich die Diskussionsbereitschaft der Jugendlichen sehr deutlich, was Ehrecke besonders festhielt.
Im Januar 1974 unternahm die Schönebecker Fachgruppe fotografische Versuche an Mond und Saturn, und nur zwei Tage danach erschienen 47 Besucher bei einem Dia-Vortrag zu dem Thema „Korpernikus und das moderne Weltbild“. Über „15 Jahre Mondforschung durch die UdSSR“ sprach am 06.03.1974 der Schönebecker Ortsleiter L. Schulz, bei einer wieder regen Beteiligung. Die Referate fanden meist im Humboldt-Klub statt.
Man wollte die Nachwuchsarbeit im Kulturbund vorantreiben, sowohl in Schönebeck selbst, als auch in Magdeburg, wofür sich die Mitglieder bereitwillig zur Verfügung stellten. Mit viel Eifer und Enthusiasmus fertigte man verschiedenes Anschauungsmaterial an, beispielsweise ein räumliches Modell der Hauptsterne des Großen Wagens oder die Kometenbahn von Kohoutek, der damals die astronomischen Medien beherrschte und sich letztendlich als Enttäuschung herausstellte. Man beteiligte sich zudem an Ausstellungen von Exponaten im Rahmen der Bruno-Bürgel-Festwochen, die anlässlich seines Geburtsdatums vom 14.11. stattfanden. 1974 organisierte man in der gleichnamigen POS eine Ausstellung und plante einen Beobachtungsabend, der jedoch abgebrochen werden musste. Stattdessen wurden Dias gezeigt. Ein Jahr später wurde das Kreismuseum als Austragungsort gewählt.