Die letzte Nacht vor der Abreise beobachten war nur schwer möglich, da der Flieger morgens halb 9 ging und wir praktisch die ganze Insel von Nord nach Süd wieder hinunter mussten. Am sinnvollsten erschien es uns, vorzufahren, zumindest ein Stückchen...
Die ganze Zeit haben wir uns gefragt - wo ist der Haken? Alles ist so perfekt. Der Abschied von der Finca fiel uns ausgesprochen schwer.
DAS war er - der Haken.
Wir hatten vor, mit meinem halben 10x50-Fernglas Dunkelnebel bis ca. Mitternacht zu schaun, um zumindest noch etwas Astro kurz vor dem Weg zum Flughafen zu machen.
Gegen 19 Uhr machten wir uns schweren Herzens schlussendlich auf den Weg zu der Bergstraße LP-109, welche parallel zu der stärker frequentierten LP-1 verläuft, da erstere sich schon auf der Hinfahrt als landschaftlich sehr reizvoll präsentiert hat.
(Anne: Trauuuumhafte Strecke! Erst kommt man durch tiefsten, dunklen Dschungel mit urzeitlichen Farnpflanzen und wuchernden Lianen, gleich darauf hat man wieder das volle Meerespanorama in blendendem Sonnenschein) Ich wollte die Strecke nochmal filmen und irgendwo wollten wir auch noch ein nettes Plätzchen finden. Anne nahm mit mittlerweile einheimischer Routiniertheit die lapalmarinischen engen Kurven und blieb auch cool, als uns jemand ganz unvermittelt eng um die Kurve kam. Irgendwann sahen wir aus dem Augenwinkel einen Aussichtspunkt – Mirador de Las Mimbreras. Wir setzten reflexartig sofort per Rückwärtsgang gen Ausguck.
Es eröffnete sich eine wunderschöne Szenerie mit der horizontnahen Sonne und den wabernden Wolken über Meer und in den Hängen. DAS wär doch ein Plätzchen.
Wir überlegten noch lange und ob wir weiter (an die Küste) sollten. Schlussendlich blieben wir und waren darüber sehr froh, als wir sahen, wie sich die Wolken/ der Nebel um die tieferen Lagen hüllte… Gerade nachts bot sich wieder einmal eine einzigartige Kulisse.
Die Steine der Zuwegung zum Ausguck speicherten noch bis Mitternacht hinein die Wärme und fungierten regelrecht als Sitzheizung! So saßen wir dann und aßen unsere mehr oder minder letzten Vorräte zu Abend, mit Blick Richtung untergehenden Mond und Jupiter. In punkto Dunkelnebel haben wir also die Rechnung nicht mit dem Mond gemacht, der erst gegen Mitternacht unterging und die Milchstraße noch nicht hoch genug war, um die große Dunkelnebelparade lostreten zu können. Die Stimmung entschädigte aber für alles und hatte wieder einmal ihren ganz eigenen Reiz...
Der ferne Wind rauschte durch die Kiefernwipfel während wir die letzten Blicke auf den nächtlichen Himmel von La Palma genossen. (Anne: Diese abgeschiedene Kulisse, die überwuchernden Felswände, die „Üppe“ :-) und die ganze Outdoor-Übernachtungs-Aktion überhaupt, hatten was eigenartig Magisches. Wir waren praktisch völlig allein in der Pampa; während der ganzen Nacht kamen vielleicht 4 oder 5 Autos auf der Bergstraße vorbei und sahen zwei Gestalten neben dem Geländer sitzen) Bald zogen wir uns ins Auto zurück, der Wecker klingelte 5.45 Uhr und mahnte zum Aufbruch. Eine Viertelstunde später ging es Richtung Tankstelle, um vertragsgemäß ein vollgetanktes Auto am Flughafen zu hinterlassen. Nach einer unkomplizierten Fahrt durch den frühen und nebligen Morgen entlang der Ostküste fanden wir bald eine Tankstelle direkt am Flughafen.
Juhu! Kein Rumgesuche! Wir vermuteten anhand eines Reiseführers die ganze Zeit, um 7 Uhr würde diese öffnen. Ja - wochentags! Aber wir hatten Sonntag… Nunja - diese sollte also erst weit nach unsrer Check-In-Zeit öffnen, wie wir erst spät feststellten. Da waren wir nicht die einzigen, es bildete sich schon sei 6.30 Uhr eine Schlange vor der Tankstelle, die sich aus den unterschiedlichsten übernächtigten Gestalten zusammensetzte. Glücklicherweise ließ sich in punkto Tankkosten alles im Nachhinein problemlos regeln. 7.30 Uhr Checkin! Es war bereits 7.15 Uhr. Heieiei! Erst so früh dran und doch wieder Hektik - ein ansteckendes Norman-Phänomen. (Anne: Aber irgendwie geht’s immer gut aus. Komisch…)
An der Gepäckwage hatte ich Glück, die 2,7 kg welche über der 20kg-Marke lagen, wurden mit ein paar zugedrückten Augen unkommentiert durchgelassen und mein „Gracias!“ per „de nada!“ erwidert - vermutlich auch, weil Anne hingegen mit 18,5 kg drunter war. In jedem Fall sehr nett von der Dame an der Gepäckaufgabe! Wer weiß, was das sonst gekostet hätte. Bald setzten wir unsere Füße auf die letzten Meter unserer La Palma-Reise. Bald erhoben wir uns über die Wolken Richtung Teneriffa, unserem Zwischenstop.
Ab Teneriffa dort wurde die Rückreise unangenehm, denn erst jetzt realisierten wir, dass der Abflug-Flughafen nicht dem Ankunfts-Flughafen entsprach. Wir holen jetzt nicht weiter aus und sagen einfach „Augen auf!“ bei der Verbindungsauskunft. Wir haben glücklicherweise unsere Maschine grade so noch geschafft. Eine gewisse Analogie zu den Googlemaps-Wegbeschreibungen zu Beginn der Fahrt auf La Palma tat sich auf und zeigt einem: selber den Plan in die Hand nehmen und keine automatischen Abfragen! Ein weiterer Tipp: Bei Passage der Handgepäckkontrolle sollte man sich die Zeit nehmen und sich denjenigen an dem Röntgenmonitor anschaun und ggf. zu ´nem anderen Schalter wechseln…. Menschenkenntnis könnte einem hier Ärger ersparen. Und einen zerfledderten Hauptspiegelschutz.
Nach einer Rückreise mit einer auf der Doofheitsskala von 1-10 ungefähr zu vergebenen 11 kamen wir in Berlin an. Der Kapitän sprach noch eben von leicht bewölkt - als wir unten waren, gab es jedoch kühles, wolkenverhangenes Wetter: willkommen zurück in Deutschland! Klar, 12“ berühren den Boden, schwupps, 12 Grad kälter. Hätten wir auch gleich wissen können. (Anne: Mit meiner kurzen Hose, die ich so schnell nicht wechseln konnte, kam ich mir inmitten der ganzen Wintermäntel, Schals und Regencapes um uns herum so blöde vor wie noch nie)