Die Jugendorganisation war in dieser Zeit also sehr engagiert und aktiv in der Umsetzung astronomischer Themenfelder, doch dies änderte sich bald durch vereinzelte Wegzüge und die Abgänge zur NVA im Mai 1975 und November 1976. Viele Mitglieder mussten die Jugendfachgruppe verlassen, und von den Heimkehrern meldeten sich nur wenige zurück, um sich den alten Aufgaben zu widmen. Dadurch brach der Arbeitsgemeinschaft ein großer Teil der jungen, sehr aktiven Mitglieder weg. Doch nichtsdestotrotz war der astronomische Arbeitskreis bemüht, sich weiter fortzubilden und Beobachtungen durchzuführen. Für Fachgruppentreffen mit anschließendem „Außeneinsatz“ bei klarem Himmel wünschten sich die Jugendlichen, dass möglichst jeder die Gelegenheit bekommt, selbst einen Vortrag auszuarbeiten. So geschah es beispielsweise am 06.01.1976, als zunächst „neueste Erkenntnisse über Planet Jupiter“ besprochen wurden, um danach die äußeren Gasriesen mitsamt ihrer Monde im Fernrohr zu beobachten. Einen Monat später stand auch „Mars, der rote Planet“ auf dem Plan. Auch der Umgang mit fotografischer Technik wurde geschult und anhand von Paradeobjekten, wie dem Orionnebel und Saturn, ausgebaut.
Ein besonderes Ereignis fand am 29.04.1976 statt: Eine partielle Sonnenfinsternis, auf die sich die Fachgruppe Astronomie besonders vorbereitet hatte – schließlich war für die gesamte POS eine Beobachtung „unter fachkundiger Anleitung“ angekündigt. Tatsächlich herrschte gutes Wetter, sodass alle Klassen an dem Naturschauspiel teilhaben konnten. Dies waren 760 Schüler, die umsorgt werden mussten, inklusive 32 interessierte Erwachsene aus der Bevölkerung. Man hatte sich auf dem Schulhof postiert und beobachtete entweder mit bloßem Auge (natürlich mit Sonnenfilter) oder nutzte Projektionsschirme, durch welche viele Leute gleichzeitig einen Blick auf die vergrößerte Sonnenscheibe werfen können.
Im November des Jahres hatte man die Gelegenheit, das selbstgebaute Spiegelteleskop von Detlef Blau zu probieren, das „recht gut“ arbeitete. Im Fokus standen wieder Jupiter und seine Monde. An den Veranstaltungen in dieser Zeit nahmen nur noch wenige Leute teil, was an den schon erwähnten NVA-Einzügen lag. Meist lag die Zahl der Anwesenden bei 4 oder 5, was aber der Einsatzbereitschaft und Begeisterung keinen Abbruch tat.
Eine besondere Bedeutung erhielten die Exkursionen nach Thüringen. Am 24.04.1977 besuchte man die Tautenburg-Sternwarte bei Jena, was von den Jugendlichen explizit erwünscht war. Vom 29. bis 30.04.1978 unternahm man einen Ausflug in die „Partnerstadt“ Sonneberg, um die dortigen Astronomieeinrichtungen, die Sternwarte auf dem Erbisbühl, 640m ü. NN, zu besichtigen. Der damalige Leiter, N. Richter, führte die Schönebecker über das Gelände.
Im Magdeburger Klub „Otto von Guericke“ fand am 04. und 05.02.1978 die Bezirkstagung Astronomie und Raumfahrt statt, zu der die Schönebecker Fachgruppe – neben allen anderen im Kulturbund – geladen wurde. Ein vielfältiges Vortragsprogramm wurde durchgeführt, die einen Streifzug durch verschiedenste astronomische Tätigkeitsfelder darstellten – Raumfahrt, Großgeräte, Sternbedeckungen, Amateurarbeit, …
Im August 1978 mussten Arbeitseinsätze durchgeführt werden, um das Spiegelteleskop der Sternwarte wieder instand zu setzen – ein Schüler hatte es fallengelassen. Zudem stand die Reparatur der parallaktischen Montierung und des Synchronmotors an. Für die freiwilligen Arbeiten setzten sich zwei Fachgruppenmitglieder ein, was „sehr gute, hochwertige“ Ergebnisse erzielt hatte. Am 16.09. fand, anlässlich einer Mondfinsternis, die Veranstaltung „Offene Sternwarte“ in der Bürgel-Schule statt, zu der etwa 120 Gäste erschienen – zu viel für die wenigen, arbeitenden Fachgruppenmitglieder. Eine Ankündigung in der Volksstimme bewirkte einen Besucherandrang, der sich negativ auf die Konzentration und durchzuführenden Messreihen auswirkte. Weitere Arbeitseinsätze in diesem Monat brachten die Sternwarte auf Vordermann.
Das Mitglied Detlef Blau hatte im August 1979 sein Studium abgeschlossen, wurde aber, entgegen aller Hoffnungen der Fachgruppenleitung, nicht in Schönebeck als Lehrer eingesetzt, sondern an der POS in Glöthe. Dieser Ort befindet sich in der Nähe von Stassfurt. Blau fiel somit als aktiv arbeitendes Mitglied weg, weshalb man sein selbstgebautes Spiegelteleskop eigens antransportierte, um es im September 1979 in einer Hobbyschau aller Fachgruppen ausstellen zu können. Nicht zuletzt wegen der vielen Vorbereitungszeit, die die Fachgruppe investierte, um geeignetes Material auszuwählen und ein Diagramm anzufertigen, wurde diese Hobbyschau zu einem „ganz enormen Erfolg“. Als einen „Lichtblick!“ bezeichnete der Leiter Herbert Ehrecke hingegen die enorme Einsatzbereitschaft von Uwe Wohlrab, Sohn eines Gründungsmitgliedes der Arbeitsgruppe von 1951, der ab März 1980 seinen Dienst bei der NVA beendet hatte und nun wieder rege an den Fachgruppenabenden teilnahm und sich einbrachte.
Anlässlich der Kometen 2P/Encke und 1P/Halley, deren ausführliche Bahndaten bekannt waren, wurde von Herrn Ehrecke ein umfangreiches „Bastelprogramm“ veranlasst, was die hiesigen Astronomielehrer Schulz und Meinhardt mit vielgenutzten Schaumitteln versorgte. Es wurden maßstabgerechte Kometenbahnen angefertigt, anfangs nur mithilfe von einfachem Zeichenkarton; später konnte man durch eine Konstruktion aus Glasplatten die Verläufe unter- und oberhalb der Ekliptik simulieren. Daneben setzte man Anschauungsmaterial in Form von Karten-Diagrammen über die Voyager-Missionen und die „Planetenparade Mai 1980“ in die Welt. Erstgenanntes wurde im Oktober 1981 weiter verfeinert, indem man ein „Höhenprofil“ von Voyager 2 fertigte, was den Vorbeiflug an den äußeren Planeten nachvollzog.
Im September 1981 stießen zwei weitere Jugendliche zum Arbeitskreis hinzu, die ihre Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit signalisierten und daher das Recht erhielten, an den ausstehenden Wahlen zur neuen Leitung teilzunehmen. Im Vorfeld hatte Herbert Ehrecke einen Vorschlag ausgearbeitet, der sowohl die Personalien, als auch deren Aufgaben festlegte. Am 14.10., Tag der Wahlen, wurde dies bestätigt und Uwe Wohlrab einstimmig zum neuen Vorsitzenden ernannt, der die Entscheidung annahm. Jürgen Würpel und Herr Ehrecke sollten ihm dabei diese neue Verantwortung erleichtern. Erstgenannter war nicht nur dafür zuständig, im Verhinderungsfalle als erster Stellvertreter zu fungieren, sondern auch, um mediale Veröffentlichungen zu sammeln und die Beobachtungsinstrumente zu koordinieren. Da er jedoch am 01.11. zum Wehrdienst eingezogen wurde, musste die Leitung später in verminderter Zahl weiterarbeiten. Ehrecke kümmerte sich um Schriftverkehr, Beitragskassierung und Anwerbung neuer Mitglieder.
Zu Wohlrabs Aufgabenbereichen zählten, neben allgemeinen Planungs- und Organisationspunkten, auch die Teilnahmen an den Ortsleitungssitzungen und den Beratungen des BFA in Magdeburg. Der erste Einsatz” erfolgte bereits vom 16. bis 18.10., als in Weida, im „Haus des Volkes“, die dritte Fachgruppenleitertagung, unter der Leitung vom ZFA-Vorsitzenden Dr. Klaus Lindner, mit großem Vortragsprogramm stattfand. Es ging dabei vorwiegend um die Arbeit der Astonomie-und-Raumfahrt-Fachgruppen und deren Bedeutung innerhalb des Kulturbundes. Als Leiter war Wohlrab für die zumeist jüngeren Mitglieder auch die erste Anlaufstelle, wenn es um Beschaffung von Literatur (z.B. Bücher oder Sternkalender), Fotomaterial (Filme, Papier) oder das Verleihen der Instrumente ging.
Es folgten verschiedene Veranstaltungen und astronomische Höhepunkte, in denen sich die Schönebecker Fachgruppe engagierte, aber auch „einfache“ Treffen der Mitglieder wurden häufig durchgeführt, um gemeinsam zu beobachten, fachsimpeln oder Ergebnisse auszuwerten. Die Hobbyastronomen hielten bei den Abenden gerne kleine Vorträge über verschiedenste astronomische Themen, z.B. den Saturn oder Teleskoptechnik. In Arbeitseinsätzen kümmerte man sich um das Pflegen von Räumlichkeiten und Instrumente; Säuberungen der Stative, Objektive, Schränke usw. wurden ernstgenommen. Im November 1981 wurde wieder eine „Bruno-Bürgel-Woche“ durchgeführt, zu der die astronomische Fachgruppe verschiedene Kometen- und Satelliten-Exponate, sowie fotografische Aufnahmen beisteuerte.
Besondere Bedeutung erhielt die Mondfinsternis am 09.01.1982, zu der man Öffentlichkeit und Medien auf die Bürgel-Sternwarte einlud. Die Mitglieder tätigten im Vorfeld während ihrer Treffen umfangreiche Vorbereitungen, damit man, im Schlechtwetterfall, den Besuchern ein Alternativprogramm anbieten konnte. So plante man von 18:30 bis 19:00 Uhr einen Einführungsvortrag, wo mithilfe von Modellen und Dias das Phänomen „Mondfinsternis“ erklärt werden sollte. Zudem konnten die Gäste etwas über die Arbeit der Fachgruppe erfahren und hätten die Möglichkeit, die Exponate zu begutachten, u.a. auch das bereits erwähnte Kometenbahn-Modell. Man hoffte aber natürlich auf bestes Beobachtungswetter, und ein detailliert ausgearbeitete Zeitplan und Aufgabenverteilung sollten einen optimalen Ablauf garantieren: „Alle 4 Mitglieder setzen sich für gutes Gelingen ein.“
Und so ereignete es sich dann auch, obschon die Sichtbedingungen in den beiden Tagen zuvor wesentlich günstiger waren. Als Einlasszeit wurde 18:20 Uhr ausgeschrieben, doch schon vorher herrschte auf dem Gelände der Bürgel-Schule ein reger Andrang, um dem geplanten kurzen Vortrag beizuwohnen, den Herbert Ehrecke im Vorfeld hielt, unterstützt von musikalischen Klängen „Der Mond ist aufgegangen“. An den Seitenwänden des Astronomie-Klassenzimmers wurden Exponate aus der Fachgruppenarbeit zusätzlich ausgestellt. Anwesend waren hierbei 80 Personen! Ab 19:10 Uhr begab man sich dann nach draußen, „jeder an sein Gerät“. Unterstützt wurden sie von einigen Schülern, die bereits hinter dem Gebäude Fernrohre aufbauten, damit möglichst viele Gäste das Ereignis „von Nahem“ sehen konnten. Zu dem Zeitpunkt herrschten frostige Minusgrade, doch das hielt die vier Fachgruppenmitglieder nicht davon ab, den Verlauf der Finsternis mittels Stoppuhr und Mondkarte ausführlich und detailliert zu dokumentieren, und nebenbei den zahlreichen „Schaulustigen“ die Abläufe zu erklären.
Um 19:13:20 Uhr trat der Mond in den Kernschatten ein, und bis zum Austritt um 21:35 Uhr waren sie intensiv mit der Arbeit beschäftigt. Sie notierten ihre Beobachtungen bzgl. Farbschätzungen (mithilfe einer normierten Skala) und Helligkeitsverlauf. Ergebnis: Eine „bronze- oder orangerote Finsternis, bei der der Mond trotz Verfinsterung noch zu erkennen war“. Uwe Wohlrab, der am Tag zuvor noch zur Ortsleitung gewählt wurde, fertigte nach eigenem Zeitplan eine Reihenaufnahme an; die Ergebnisse schickte man nach Dresden ein. Nach der intensiven Beobachtung zog man sich wieder in das Klassenzimmer unterhalb des Sternwartenraums zurück, um sich wieder aufzuwärmen.
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