13.05.2024, ab 02:20 Uhr auf der Terrasse; war eigentlich nicht geplant
Bin einfach so aufgewacht, konnte nicht mehr einschlafen. Bisschen Wind, laute Autobahn und Fröschequaken. Sehr mild. Der Himmel ist klar, aber man ist so schon so blöd, man sieht überall nur noch Polarlichter. Auf einem verschwommenen Testbild Richtung Nordhorizont konnte ich nochmal ein lila Glimmen sehen, was visuell aber nicht erkennbar war.
- Σ 2455 und 2457: Bei 56x beide Doppelsterne schön in einem weiten Gesichtsfeld und auch getrennt. Auch bei 138x passen sie noch gemeinsam durch die Sichtöffnung. Sie sehen sich erstaunlich ähnlich, sowohl was die Helligkeiten angeht, als auch der jeweilige Abstand zwischen den Komponenten zueinander. Die beiden As leuchteten weißgelb und die Bs dezent bläulich. Ein Stück weiter nördlich gabs auch noch Σ 2445 zu entdecken, der sich auch in diesen Phänotypen einreiht, allerdings mit etwas mehr Distanz zwischen den Sternen. Schönes Trio! Für die Zeichnung hat es mir allerdings schon gereicht, das engere Duo genauer unter die Lupe zu nehmen.
- NGC 6800: Nix für hohe Vergrößerungen! Bei 56x kommt der Gruppencharakter am besten rüber. Großer Haufen, der optisch sofort an eine festgebissene Zecke erinnert: Ein auffallend runder Sternenring („Kopf“, hier ist die Konzentration auch am höchsten), von dem seitlich zwei „Arme“ abgehen. Sternreich, aber auch in einer sternreichen Umgebung gelegen. Nett.
- NGC 6823: In der Übersicht erstmal völlig unauffällig. Eine kleine Zusammenballung von Sternchen, die bei indirektem Sehen aber etwas mehr Spannung verspricht. 138x: Aufgelöst. Schön! Eine kleine Raute im Zentrum, der Rest versprengt sich ringsherum. Von dem Nebelkomplex nix zu sehen.
- NGC 6830: 56x: Easy als Cluster erkennbar – ist ja nicht immer selbstverständlich. Deutliche Zweiteilung. Während sich in der einen Hälfte die Mitglieder heller, aber auch lockerer präsentieren, gruppieren sich die schwächeren Sternchen etwas dichter in der anderen Hälfte zusammen. Bei 138x verliert sich der Haufen ein bisschen im Umfeld, ist aber trotzdem noch nett. Etwa 25 Sterne, die meisten am West-Rand.
- NGC 6827: Hä? Nur kleine 4er oder 5er-Gruppe mit viel Goodwill, aber kein Haufen. Hm.
- Roslund 3: Letztes Objekt der kurzen Mini-Nacht. Einzige Notiz: "Sieht echt aus wie ‘ne Schnecke!" Und dann dämmerts auch schon.
14.05.2024, wieder ab 02:20 Uhr auf der Terrasse. Diesmal mit gestelltem Wecker.
Transparenz besser als am Vortag, völlig klar, windstill, mild. Autobahn sehr laut. Seeing gut.
- NGC 6738: Fällt in der Übersicht auf, aber eher lose. Etliche schwache Sterne, die hellsten stehen an der Ostflanke des Haufens. Insgesamt dreieckig, erinnert mich an eine Fledermaus
- NGC 6724? Ich seh nix Offensichtliches.
- NGC 6709: Sticht sofort als großer, sternreicher OS heraus, der durch eine deutliche, Y-förmige Sternkette dominiert wird. Dazwischen ist es auffallend "leer". Wirkt durch die schiere Größe etwas locker, aber eigentlich ist alles dicht bepackt. Bei 138x: Schön aufgelöst. Das Gesichtsfeld ist eigentlich schon zu klein für den Cluster. Zwei intensiv orangene Sterne stechen im Südteil heraus. Toller OS!
- NGC 6773 ?nix? schwacher Schimmer sdl. von einem Feldstern?
- NGC 6775 + Czernik 39: Zwei Haufen zum Preis von einem. In Übersichtsvergrößerung sind beide gut voneinander unterscheidbar, aber insg. eher schwachbrüstig. Der NGC wirkt durch die markante, weite, äußere Sternkette größer, während Cz 39 bei 138x reicher und dichter erscheint. Beide sehen sich nicht unähnlich. Es bleibt ein nebliger Eindruck. Die beschriebene ausladende Sternkette ist nicht eindeutig zuzuordnen, fällt aber stark auf. Bei 200x: Beide nett in einem GF. Zitat: "Krass, wie ähnlich sie sich sind!" Der Kernbereich der NGC nun etwas dichter, kompakter wirkend. Und weiterhin ein nebliger Eindruck im HG, so, als würden sich noch weitere, schwächere Sterne dort verstecken. Tolle Kombi, klasse Überraschung!
- NGC 6756: Bei Übersichtsvergrößerung nicht zu erkennen. Erst im 14er Oku zeigt sich eine sehr kompakte, runde Wolke, die aber nicht aufzulösen ist. Bei 200x: Cool! Sehr dicht, grieselig, Einzelsterne blitzen schüchtern heraus, aber noch immer nicht in Gänze auflösbar. Bei über 300x notiere ich mir erneut "cool". Wie ein dichter KS. Einige EST sind nun klar herauszulösen, aber alles andere als einfach. Der Rest der länglichen Wolke bleibt neblig.
Um 03:20 Uhr macht sich die Dämmerung bemerkbar. Es geht nochmal zur beliebten Objektklasse der Doppelsterne. Langsam werde ich nämlich zum Profi für die Dinger. Σ 2446: Bei 138x locker getrennt, A gelblich und B bläulich, nicht sehr interessant. Und dann noch: Σ 2449. Bei 138x locker getrennt, ähnliche Helligkeitswerte. Farblos bzw. leicht ins Gelbliche oder Rötliche tendierend. Auch nicht sehr spannend. Abschluss der Nacht ist R Aql, den ich lediglich mit der vielsagenden Notiz "hell, tief orange" würdige. Ich tippe das alles hier Anfang Juli und erinnere mich nicht mehr daran - kann also auch nicht allzu fesselnd gewesen sein, der Anblick.