Als ich von der Schule kam, war der Himmel etwas bewölkt, was sich bis ca. 18:00 Uhr so hielt. Sollte meine Nacht ins Wasser fallen? Am Nachmittag ließ ich mir es aber nicht nehmen und lag auf der Terrasse in der schönen warmen Sonne.
Beim späteren Besuch eines großen Astro-Forums beschloss ich, mich mal am Kometen „Schwassmann/Wachmann 3“ zu versuchen. Ich zweifelte stark an dem Versuch, ich wusste nicht mal, wo er war bzw. welche Helligkeit er aufwies. Ich fand dann die Koordinaten (17h 33m; 33°) für eine Komponente und dachte mir „ein Versuch kann nicht schaden“.
Im Laufe des Abends klarte es auf, was für mich überraschend, aber willkommen war. Mit meiner Videokamera nahm ich viele Bilder vom Himmel und den ganzen Vögeln auf. Irgendwann kam meine Mutter heim, und ich übernahm, wie mittlerweise jeden Abend, ihre Digitalkamera.
Der Mond stand hoch am Himmel, der wurde sofort zig mal festgehalten, entweder durchs Okular, oder „huckepack“ auf dem Tubus. Kurz nach Sonnenuntergang sah ich auch schon Saturn westlich vom Mond. Mit Videokamera schoss ich, wie bereits am Vortag, massenhaft Bilder.
Die nachfolgende Zeit vertrieb ich mir mit Kreuzworträtseln und lesen. Dann gabs Abendessen. Meine Mam bat mich darum, doch bitte nicht allzu spät ins Bett zu gehen. „Klar“ war meine Antwort.
Dann gings wieder raus. Die Nervosität stieg an, ich war stark aufgeregt. Es ging schließlich um meinen ersten Kometen. Nachdem es endlich dunkler wurde, gings los. Die Komponente sei „im Teleskop auffällig“, hieß es im besagten Astro-Forum. Gut für mich, doch allein das Finden sollte die größte Herausforderung werden.
Als Ausgangspunkt nahm ich pi und roh Herculis. Ich wollte versuchen, mich mittels Starhopping zu dem Ding zu hangeln. Im Karkoschka war die Stelle von mir bereits markiert; dort schaute ich nach, wo pi und roh Herculis waren. Grauenhafte Orientierung - dieses Sternbild ist noch neu für mich. Ich gab mir einen Ruck und fand die beiden endlich. Mit seltsamen Methoden suchte ich den Himmel ab und stieß unerwartet auf ein nebliges Objekt. Über den Tubus gepeilt schien die Stelle des Kometen hinzuhauen, aber ich war skeptisch.
Zunächst zeichnete ich die Gegend ab und suchte im Karkoschka nach einem Deep-Sky-Objekt in dieser Himmelsregion, doch ich fand da nichts. Das wird doch wohl nicht das gesuchte Objekt sein? Ich lief zum PC und schaute im Forum nach dem Aussehen des Kometen. Ich fand die Bemerkung, „der Komet bewegt sich sehr schnell zum Sternenhintergrund“. Okay, ich beschloss, einfach mal ein bisschen zu warten.
Fünf Minuten später stand ich am Teleskop und war fast am Verzweifeln. Das Ding war weg. Durch die Erdrotation hab ich das Objekt verloren. Über 30 Minuten suchte ich. Dann aber fand ich es wieder und völlig begeistert stellte ich fest: „Das isser.“ Das war ein Glücksmoment und die restliche Zeit war ich im absoluten Glückstaumel. Den ganzen Abend hatte ich Stromprobleme. Fast alle meine Akkus waren alle und ich wollte die Taschenlampe, meinen Discman und die Kamera noch benutzen. Irgendwann schwenkte ich mal zu Jupiter. Es muss um ca. 1 Uhr gewesen sein. Fünf Minuten später war auch M 13 kurz dran, aber meine Augen (und auch besonders ich) waren zu müde. Ich packte zusammen und verschwand im Haus. Kurz bevor ich die Terrassentür zugemacht habe, sah ich noch eine Sternschnuppe überm Nachbarhaus. Ich fand, das war ein schöner Abschluss für einen richtig tollen Abend.
Gommern, 05.05.2006